Was Dachdecker mit Ochsenaugen zu tun haben
Den Gasthof „Sternenschanz“ in Ötisheim gibt es seit über 100 Jahren. Seit vier Generationen wohnt und kocht hier die Familie Linck für ihre Gäste. Sie hegt und pflegt das Haus mit seiner Geschichte, damit auch kommende Generationen Lust verspüren, darin zu leben. Und natürlich soll es auch energetisch zukunftsfähig sein. Gelungen ist das anspruchsvolle Vorhaben, weil die Besitzer mutig investiert haben. Der Architekt hat überlegt geplant und beide haben uns als Dachdecker gewählt. Wir sind nämlich echte Profis für historische Sanierungen!
Geschichte der Sternenschanz
Erbauer des Gasthofs „Sternenschanz“ war Urgroßvater Wilhelm Linck, Besitzer der damaligen Pfleghofbrauerei Ötisheim. Bereits er handelte zukunftsorientiert, als er den Gasthof „Sternenschanz“ 1903-1907 als Dependance seiner Brauerei erbauen ließ. Die Lage am Bahnhof der damals neuen Bahnlinie Vaihingen-Bretten war strategisch ideal. Genauso wichtig war auch die Lage seiner Namensgeberin gewesen, der „Sternenschanz“ oben auf dem Sauberg. Diese sternförmige Verteidigungsschanze stammt aus dem Pfälzischen Erbfolgekrieg. Wir können sie heute noch als Bodendenkmal an der „Eppinger Linie“ auf dem Höhenzug nördlich von Ötisheim besichtigen.
Ein Gasthof mit eigener Schönheit
Wilhelm Linck hatte aber nicht nur den unternehmerischen Mut, ein qualitativ hochwertiges, funktionelles Gebäude zu erstellen. Er hatte auch einen ungetrübten Sinn für die Ästhetik seiner Bauten. So fand die Dachdeckerei Fink aus Illingen im März diesen Jahres am Gasthof Sternenschanz ein äußerst komplexes, aufwändig erbautes Dach vor, das nur mit handwerklichem Können saniert werden kann. „An diesem Objekt finden wir alles, was das Dachdeckerherz höher schlagen lässt“, so Hartmut Berner, Dachdeckermeister.
Aufwändige Details prägen das Bild der Sternenschanz
Wilhelm Linck hat Anfang des 20. Jahrhunderts ein Krüppelwalmdach mit Mansarde in ausgefallener Form erstellen lassen. Wir sehen eine Biberschwanzdoppeldeckung in der Form „Segmentschnitt“. Sofort in den Blick fällt das geschwungene „Ochsenauge“. Besonders außergewöhnlich ist der sogenannte „ausgerundete Mansardbruch“. Das heißt, dass es zwischen Mansarde und oberem Satteldach keine Kante gibt. Die Rundung wird mit vier Reihen konvexer Biberschwanzziegel ausgeführt. Jeder einzelne von ihnen wurde speziell mit seiner passenden Rundung hergestellt. Wie das geht? Hartmut Berner erklärt: „Wir haben eine 1 : 1 Schablone hergestellt und damit die Dachdeckung modelliert. Sarah Berner, Architektin, hat das Modell vermaßt, eine CAD-Zeichnung erstellt und an die Ziegelei Creaton für die Produktion übermittelt.
Lehrlinge lernen am Dach eines echten Gasthofs
Doch nicht nur das Material musste richtig hergestellt werden. Jeden Tag stellen sich die Dachdecker am Gasthof Sternenschanz einer neuen Herausforderung. Welcher Lehrling hat schon wie Hannes und Tim die Chance, an einem echten Dach zu lernen, die Biberschwänze so zu verlegen, dass sie nicht „aufsperren“? „Da muss die Unterkonstruktion passen!“ betonen beide, „ohne gebogene Latten geht da gar nichts!“
Gasthof Sternenschanz wird noch nachhaltiger
Nachhaltigkeit zählt nicht nur in der Küche der „Sternenschanz“, sondern auch auf ihrem Dach. „Wir verbauen sehr gerne natürliche Dämmstoffe wie Holzfaser-Dämmplatten und eingeblasene Zellulose, also recycletes Holz“, so Hartmut Berner. „Wir freuen uns, dass die Familie Linck auch so denkt!“ Für die Inhaber ist das Gebäude zuallererst für die Gäste da. Außerdem ist es seit Generationen ihr Wohnhaus. Wenn sie unter dem neuen Dach im Winter warm und im Sommer kühl schlafen können, dann ist das energetische Ziel der Baumaßnahme erreicht.
Ob in der Küche oder auf dem Dach: Lehrlinge gesucht!
Noch etwas verbindet den Küchenchef der „Sternenschanz“ mit dem Dachdeckermeister aus Illingen: Beide lieben ihre Handwerksberufe. Schon in der vierten Generation sind ihre Betriebe mit ihrer Familiengeschichte verbunden. Die „Flamme“ weiterzutragen, und nicht die „Asche“, das wollen sie beide. Dazu brauchen sie junge Leute, die Spaß daran finden, den Beruf des Küchenchefs und des Dachdeckers zu erlernen! „Einfach anrufen, kommen, schnuppern!“ sagen beide. Glück Auf dazu!